2012
02.23

Mikk
Mikk – Jenas DJ-Urgestein begeht das 20. DJ-Jubiläum. Als einer der Initiatoren und ersten DJs in Jena in Sachen Techno, zählt er zu den festen Größen in Thüringen. Über die üblichen 80’s Bands wie Human League, Depeche Mode oder Yazoo kam er schnell zur elektronischen Musik. Ausflüge in das Berliner Hardwax und den Tresor Club prägten seinen unbändigen Sound und Durst nach stetig neuen Klängen. Als Gründer des Labels Thrillbeatconstruction setzte er markante Punkte in der IDM Landschaft Thüringens und darüberhinaus. Wir erwischten ihn kurzfristig, fernab vom Alltag und exklusiv in NT-City.

20 Jahre DJ Mikk und natürlich House & Techno – gibt es ein bestimmtes Datum, Erlebnis, Begegnung oder eine Party woran du das für dich persönlich festmachen kannst?
„Die erste DT64-Sendung habe ich im Dezember 1990 gehört – und infiziert wurde ich im Tresor Berlin 1991 – ich & alles wurde anders…“

Kannst du dich noch an deine erste Schallplatte erinnern?
„Im House & Technobereich war eine der ersten natürlich The Scientist „The Bee“ auf Kickin Records. Die ersten nach der Post-Kinderzeit (13-14 ) waren Records von DAF, Feeling B, Checkpoint Charlie, Dead Kennedys, Sugarcubes, Depeche Mode „Black celebration“, Duran Duran „Arena“, The Cure „Kiss me“ und und und …

„Wann“ und vom Gefühl her „wie“ war dein erster Mix?
„Der erster Mix war Oktober 1991, etwas holprig. Damals im Kassablanca Jena Villengang hinter rostigen Gitterstäben und meine in einer Einkaufstüte mitgebrachten Platten (20 Stück) habe ich dann in einer Stunde vor 15 Leuten aufgelegt – mein Sprung in’s kalte Wasser. Auf meinen Berlin-Besuchen habe ich dann im Tresor, Planet & Walfisch meine DJ Auflegetechnik abgeguckt.“

Wie würdest du den Spirit dieser Zeit beschreiben – hat es sich tatsächlich wie die häufig beschriebene unbändige, kreative Aufbruchsphase angefühlt?
„Unglaubliche Zeit, vergleichbar mit der Rock’n Roll und Punk Entstehung. Extrem schnell, neu, Fieber. Alles war möglich.“

Überhaupt: Womit fing elektronische Musik für dich an, schon bei Depeche Mode oder doch erst später bei den alten Detroitbarden rund um Mills, Atkin & Saunderson?
„Definitely, für mich grob gesagt mit Kraftwerk und Depeche Mode.“

Wie bist du dazu gekommen, Veranstaltungen von gar aussergewöhnlicher Musik in der Klimabar Jena zu organisieren?
„Na kurz gesagt, ich war etwas gelangweilt vom House & Techno Auflegepartyrythmus und wurde vorangetrieben vom Motor der musikalischen Entwicklung im elektronischen Bereich (Warp, Rephlex, Schematic, Musik aus Strom…). Dann war mein Rythmusgefühl verändert und habe verstärkt die Bpm Zahlen hoch und runter gespielt. Uns wurde in der Klimabar (Anm. der Redaktion: Kleine Quelle Jena) ab 1999 die Möglichkeit gegeben, genau diese Musik dem Publikum vorzustellen und es hat teilweise auch funktioniert (lacht). Es waren zu Gast in der Bar u.a. Arovane, Phonem, Lali Puna, Jake Mandell, Marumari u.v.m.“

Was genau war der innere Antrieb für die Gründung des Labels „Thrillbeatconstruction“?
„Sound and Visions.“

Was hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre für dich verändert, sowohl zum positiven wie auch zum negativen … haben für dich persönlich House & Techno noch immer die gleiche Magie wie vor 20 Jahren?
„Die Magie ist seit ca. 6 Jahren wieder zurück für mich und es macht wieder Spass Platten zu kaufen. Ich muss ständig mein Plattenregal erweitern. Das Ausgehen gestaltet sich aber hingegen als sehr schwierig.“

Wie schätzt du die heutige Szene in Jena ein, spürst du noch genügend kreatives Potential unter Veranstaltern und Publikum oder stellt sich angesichts von billigen Mottopartys und Techno und House als durchprofessionalisierte Feierkultur eventuell sogar ein gewisser Kulturpessimismus ein?
„Hoffnung ist immer da, obwohl sie schon bis zur untersten Grenze zusammengeschrumpft ist. Lichtblicke sind zum Beispiel die Giegling Leute aus Weimar, sowie Basco und Lyrasoul alias Lekande (checkt bitte die Bachstreet CD). Die haben den Groove und organisieren nebenbei noch gute Partys (Kassem Mosse, Mike Huckaby … you know where). Ach und sonst, gibt es in Jena eine Szene? Wenn ja, dann sollte ich sie mir mal anhören…ha, ha, ha. Kreativität existiert bei den hiesigen Veranstaltern nicht mehr. Das Publikum ist… na ja mmhh, das sag ich jetzt mal lieber nicht.“

Dein schlimmstes/skurrilstes Erlebnis beim Plattendrehen?
„Ich glaube da sollte jeder das Buch von Hans Nieswandt lesen… da gibt es schon einige Überschneidungen.“

Deine 5 aktuellen Top Empfehlungen und eine kurze Erklärung wieso?

Kuba Sojka – Mysterious intrigue
(aus Polen, gute Mischung aus Melodie, Groove & Techno)
Simple Minds – Empires and dance
(ja genau die mit dem Bierwerbehit, haben mal Ende der 70er & Anfang der 80er Newwavepunk gemacht. Leider von mir erst jetzt entdeckt. Großartiges Album. Wer Joy Division mag, zugreifen.)
Duran Duran – Arena
(habe ich so um 1986 im Intershop gekauft und musste meine Eltern Tage lang nerven, das sie mir 15 DM-West geben. Sie sind gerade aktuell besser denn je.)
Drexciya – Journey of the deep see dweller
(die Aliens aus den Tiefen des Meeres. Purer, klarer, reiner Elektro, kommt gleich nach Kraftwerk.)
Martyn – Ghost people
(für mich DIE Platte 2011, jedenfalls 2 Monate lang)
Terrence Parker – Love’s got me high
(Oldschool House in der Tradition Chez Damier’s. Perfekter Track!)
Washed out – Within and without
(neue Band. soll ja Chillwave sein. Wat’n das? Keine Ahnung, klingt einfach gut.)
Die Art – Berlin Mitte
(Ostwavepunk. Lange Zeit von mir nicht mehr angefasst. Jetzt wieder Rotation auf dem 1210’er – kennt das Teil noch jemand von euch, Downloadpressthemousebuttoncdfacebuchitjunkies?. Relativ unplugged.
Roll the dice – In dust
(falls die Welt untergehen sollte, diese Platte auflegen und auf Anschlag drehen.)
Unknown Pleasures live 13.02.12 Berlin
(Peter Hook, Bassist von Joy Division und danach New Order, tourt gerade mit einer Band namens „The Light“ durch die Welt. Macht das Sinn? Mir egal, ich war dabei. Unknown pleasures komplett gespielt + einiges von „Closer“.)

Man kann demnächst DJ Mikk in Aktion an folgenden Orten sehen,
Fr. 09.03.2012 – Planbar Weimar
Sa. 24.03.2012 – PeacocK Nights, Blow Bar Jena
So. 29.04.2012 – Support DJ „The Isolation“ für Apparat & Band, Kassablanca Jena

Wer ein bischen mehr über die „wilde“ Zeit anno 1991 und die Entstehung von House & Techno in Jena hören möchte, dem empfehlen wir den Podcast:

Und hier gelangt ihr zu seinem 20 Jahre DJ Mikk Mix – aus GARAGE, DISCO und HOUSE – aufgenommen 2013 in Jena:

6 comments so far

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  1. Naja, dass Jena keine elektronische Musikszene hat, würde ich so nicht unterschreiben. Sie ist nur etwas starr und zu einsitig aufgestellt. Das ist aber warscheinlich dem Umstand geschuldet, dass es in Jena zu wenig Orte und Institutionen gibt, wo sich neue Strömungen und Ideen entwickeln können.

  2. Coolio, Mikk mit ner „lousy“ Einkaufstüte und 20 Platten. Der moderne DJ von damals, ja, ja, ja… Das Futter des Lebens!

  3. Jetzt ist auch mich im Club der 20iger. Das die Magie mal nicht vorhanden war ist gut nachvollziehbar. Hauptsache der Spass ist zurück und Micha bleibt sich treu. Zu dem Kommentar zum Publikum nur so viel: Als DJ kann mann sich sein Publikum heranbilden, hat mann es einmal ist es auch für jeden Gig dankbar.

  4. Es soll natürlich Mikk und nicht „mich“ lauten. fochi.

  5. Ups! Da gibt es noch einen Mikk. http://www.phase2club.de/dj_mikk.htm

  6. Sag ma Fochi,schön dass de noch lebst. Haste denn ne Kontaktadresse? Hendrik aus GTH

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