1994. Ich erinnere mich noch genau, als ich mit zirka 18 Jahren vor meinem kleinen Universum Röhren-Fernseher gesessen habe, um endlich die neue Folge der X-Mix-2 Destination Planet Dream – gemixt von Laurent Garnier – auf VHS anzuschauen. Die Flimmerkiste lief auf Hochtouren und die Boxen knarzten was das Zeug hielt. Spätere Folgen der X-Mix Reihe und 3LUX waren allesamt Klassiker ihres Genres, veredelt auf analogen VHS Material.
Horst Weidenmüller und das STUD!O K7 waren der Grund, das ich einige Zeit lang nicht schlafen konnte, weil mich die Visuals von X-Mix in Kombination mit einem DJ-Mix sehr faszinierten. Unzählige Mandelbrotgrafiken, wilde Kamerafahrten durch 3D-generierte Tunnel und Rendering-Koryphäe Tobias Richter, der einen Weltraumepos erschuf, gekonnt untermalt von Mike Dearborns „Deviant Behaviour“. Interessant ist auch zu erwähnen, das parallel dazu die DJ Mixe auf einer Mix-CD ausgekoppelt wurden. Mittlerweile Kultobjekte.
Nun ist Horst Weidenmüller mit 60 Jahren gestorben. „Seine Vision, Leidenschaft und Hingabe haben !K7 seit 1985 geformt und werden uns weiterhin inspirieren”, heißt es in dem Statement, das sein Label veröffentlichte. Mitte der achtziger Jahre zog der aus der Schweiz stammende Punk Horst Weidenmüller nach Berlin und gründete !K7 als Videostudio, um seine Konzertaufzeichnungen von Berliner Untergrund-Bands wie den Einstürzenden Neubauten, Nick Cave und Lydia Lunch auf Video festzuhalten. Später gelang ihm die Transformation des Video-Labels in eine Plattenfirma und er gewann durch seinen Charme – Acts wie Kruder & Dorfmeister, Carl Craig, Herbert und A Guy Called Gerald – bei ihm auf dem Label zu releasen.
Via Groove TV gab Horst Weidenmüller einen exklusiven Einblick in das umfangreiche Archiv des Labels (Erstausstrahlung 2012). Seine damaligen Worte waren: „… soviel verbrennen wie damals, möcht‘ ich jetzt auch nicht mehr.“
STAKKER war eine audiovisuelle Kunstgruppe, bestehend aus den Videokünstlern Mark McClean und Colin Scott. Der Name STAKKER wurde von Mark McClean geprägt. Sowohl Mark McClean als auch Colin Scott besuchten Mitte der 80er Jahre den BA-Studiengang Communication Arts an der Psalter Lane in Sheffield, wo sie sich kennenlernten und Stakker Communications Ltd. gründeten. Sie wurden von John Kilne von MTV beauftragt, eine zweiteilige Sendung mit dem Titel „Ultratech“ zu gestalten. Ihr Zusammentreffen mit dem Produzenten Marek Pytel führte zu einem langen Verkaufsvideo für Rhythm King Records (einschließlich des Videos The Evil Acid Baron Show und ein Promovideos für die Single „Humanoid“). Brian Dougans, später Mitglied von Future Sound of London, schrieb und produzierte den Acid-House-Track STAKKER Humanoid mit McClean und Scott. STAKKER erstellte das dazugehörige Video für Humanoid.
1995 produzierten Scott und Pytel als STAKKER die 65-minütige Langform „Stakker Westworld“ für Aphex Twin und Warp Records. Der Film, der die Arbeit des Dokumentaristen Adam Curtis und seine Verwendung von Musik aus Selected Ambient Works Volume II weitgehend vorwegnimmt, wurde als MTV-Special in der Sendereihe CHILLOUT ZONE ausgestrahlt und für das Filmfestival der Viennale 1995 ausgewählt.
In einigen Einstellungen sieht man Bilder aus dem Vietnamkrieg und eindringliche Sequenzen aus der Doku Piloten im Pyjama von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann, die zu den international berühmtesten Dokumentarfilmern der DDR zählten.
Unser Fazit: schon vor über 30 Jahren nahmen die Bilder in der nächtlichen Ausstrahlung vorweg, wo unsere Welt geradezu hinsteuert: die Schönheit der Natur, Krieg und technologischer Fortschritt zugleich.
Director: STAKKER | Production Company: Warpvision | Photography: Colin Scott & Marek Pytel.
Das komplette Video ist im InternetArchive.org für die Zukunft archiviert.
Fundgrube Internet mit seltenen Interviews aus den 90ern. „Das Wort Techno ist verbraucht, man sagt nicht mehr Techno.“ so Gabi Delgado von DAF. Im Jahr 1992 sehr mutig und abgrenzend zum Einheitsbrei!
Schön zu beobachten wie authentisch und nicht glattgebügelt alle Interviews präsentiert werden. Cosmic Baby alias Harald Blüchel erklärt recht exemplarisch die Wurzeln des Techno am Beispiel eines Baums und der verzweigten Verästelung. Er gibt sich zudem sehr philosophisch, was damals selten von Protagonisten in der Szene zu hören war: „Es ist nicht wichtig Star zu werden. Der Underground passiert fernab von den Majors, weil es keine Wichtigkeit für den Markt gibt.“
Der 27-jährige Sven Väth gibt sich in 43 Minuten sehr aufgeschlossen und offen gegenüber seinen Gefühlen, thematisiert seine Partner und den Einheitsgedanken, nie den Kontakt zu den Partymachern zu verlieren. Adrenalin, Rausch, Exzess und Indienreise. „Discjokeys die eine Platte machten, fühlen sich als Stars, aber selbige sind dann eigentlich fehl am Platz. Es gibt Dinge die die Menschen verbittern und die braucht man gar nicht, hab kein Fernseher etc… die Suche nach: auf was kommt es an im Leben, was brauche ich.“
Gabi Delgado & Saba Komossa reden im damaligen Café Moskau über das „ideale Technojahr 1991“ und neue Trends wie Neo-House und die „Hooliganisierung des Technos“. Authentischer Kommentar aus dem Off: „seid ihr mal da hinten ein bissl leiser, wir machen hier ein Interview.“
Die Interviews mit den damaligen Techno-DJs und Musikern wurden auszugsweise in der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten ZDF Dokumentarreihe LOST IN MUSIC gesendet. Alle Interviews sind im youtube Kanal vorhanden und es werden stetig neue hinzugefügt, schaut immer mal rein!
Eine Rarität tauchte heute direkt unter der Oberfläche des weltumspannenden Musikozeans nach oben auf. Rene alias 1991Planet kramte und entdeckte diesen Mix aus einem Privatarchiv. Gefunden auf alten Festplatten von Freunden und versehen mit dem Hinweis: „Vielen Dank Rebecca W. und Michael S.“. Optisch wurde das ganze Ding noch durch alte Flyer und Fotos veredelt.
TANITHMIX Vol.II#01 – 1991-01 Tanith Mix:
0:02 – 4:35 LIAISONS D – Stress Free
11:34 – 14:12 Detromental – Rewind (Rebuilt)
27:49 – 29:44 Modular Expansion – Eliminator
30:24 – 33:48 Mental Overdrive – 12000 AD (Manic Mantra)
36:12 – 37:47 FRESH TRAX AND ACE 2 – ARMAGEDDON (ARMAGEDDON EDIT)
41:32 – 44:28 Joey Beltram – Frequency Release
44:52 – 50:06 Major Problems – Murder (25 To Life Mix)
50:14 – 53:50 Modular Expansion – Tension Dreams
57:43 – 1:02:50 D-Shake – My Heart the Beat (Clubmix)
1:15:19 – 1:19:13 Modular Expansion – V5
1:22:40 – 1:23:03 Rabbit City – Beyond Control
12INCHKID spielte im Sommer 2024 auf dem FULLDOME Festival im Jenaer Planetarium und führte uns mit seinen astreinen Ambient-Vinyl-Mix aus Electronic, Drone, 170 und IDM zu einem transzendenten Erlebnis. Diese Art Musik entdeckte man auf den 90s RAVE Events meistens im Chill-Out Floor, der einen wichtigen Stellenwert zur Erholung tanzender Raver einnahm.
Igor Schober (alias 12INCHKID) entspringt aus der elektronischen Keimzelle Jenas, Vinyl-Enthusiast mit Scheiben bis unters Dach. Er ist nicht nur aktiver Drum & Bass, Dubstep, Techno & Breaks DJ, sondern auch mit analoger Hardcore-Musik aufgewachsen. Eng verknüpft mit dem Jenaer Soyuz-Laden, legt er stetig seinen Fokus auf die schwarzen Scheiben und wir freuen uns immer wieder von ihm einen Einblick in sein Sounduniversum zu bekommen. Enjoy!
Das diesjährige Lineup war ein kleines Wunschkonzert bei RAVE STRIKES BACK, gepaart mit einer gesunden Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart.
Pünktlich um 23 Uhr enterte Filippo Naughty Moscatello die Decks im Kassablanca Jena. Das Menü: Acid-House-Steilvorlagen in dicke Flächen gehüllt, gepaart mit alten Tech-Klassikern – und davon eher die B-Seiten auf dem Teller, was eine ungeheure Spannung reinbrachte. Das Vinyl knisterte und der Tontechniker schwitzte. Gezwirbel, zack cut, next Record… Filippo, du zaubertest uns ein Lächeln in unsere Gesichter mit dieser kleinen Zeitreise!
Dann übernahm Ata ganz stilsicher und baute daraus ein Gartenbeet voll luftig gegenwärtiger Tracks, die zusammen eine Synergie aus Hall, Kick und Hi-Hats verbanden. Ganz kurz leuchteten altbekannte Frankfurter Tranceanleihen auf. Ein Kumpel sagte einmal: „Atas Musik muss man begreifen, er spielt nicht einfach so drauf los“.
Gegen 4 spielte Monopurple dann sehr gefühlvoll die letzten Stunden eine nicht enden wollende Flächenharmonie energievoller Tracks im Glanze des Raumes. Alles verband sich zu einer Reise ins innerste Zentrum des Trance, in der auch kurzzeitig Tribal auftauchte. Zauberhaft Yulia!
Danke an alle und alles! PEACE on the dancefloor and in the world, please*
20 Jahre hat nun auch schon RAVE STRIKES BACK auf dem „Buckel“, aber klar doch: wir bleiben weiterhin smart und open minded – dank Acid und House und all das, was uns diese Klänge bisher bescherten – sowohl glückliche als auch tränenreiche Momente auf dem Dancefloor, massiv geprägt durch das schwarze Gold. So soll es auch heute Abend sein!
Und Türen auf, denn wir freuen uns auf Ata aus Frankfurt, der dem Kassablanca Jena schon sehr lange treu ist – Mitte 90 schon war er mehrmals zu Gast als DJ bei den (mitt)wöchentlichen Gayhouse Nächten – und bis heute ist er stetig immer wieder gern gesehener DJ. 1993 gründete er die Labels Ongaku Musik, Klang Elektronik und Playhouse. Später folgten Auftritte im Dorian Gray und im Frankfurter OMEN, bevor die eigene Partyreihe Wild Pitch Club unter seiner Fittiche im Frankfurter Nachtleben entstand. Der musikalischer Fokus kristallisierte sich schon sehr zeitig bei seinen Sets auf HOUSE und bis heute werkelt er als „Hans Dampf in allen Gassen“ mit vollen Enthusiasmus und stetigen Engagement für den Club Robert Johnson. „Acid in the House“, so lautet seine heutige Devise.
DJ Naughty aka Filippo Moscatello, bekannt für seine Verschmelzungen von Italo, Disco & House, machte sich schon früh einen Namen unter Hells Label Gigolo. Seine Remixe für Künstler wie Inner City und Goldfrapp, sowie schweisstreibende Sets in der Paloma Bar und im Heideglühen haben ihn als DJ der DJs etabliert. Eine ausufernde Nacht mit ihm ist voller Musikgeschichte und weitgefächerten Zukunftsaussichten.
Der musikalische Reigen wird durch Monopurple aus Berlin komplettiert. Ihre Auswahl entfaltet sich durch die Audiomaterie von House-Sounds, intensive Breaks und Trance-Bomben von ganz weit her. Wir freuen uns auf ihr Debüt in unserer Reihe. Doors open and Peace!
Interessante Doku über die junge aufstrebenden RAVE Szene Englands, die besonders auch in Essex gedeihte. Mit dabei sind seltene Interviews und Aufnahmen von THE PRODIGY und dem Label Suburban Base.
Danny Donnelly eröffnete Anfang der 90er in seiner Heimatstadt Romford (Essex) einen Plattenladen namens BOOGIE TIMES. Der Laden spezialisierte sich auf Dancemusic und produzierte auch seine eigenen White-Label-Platten. Diese Boogie Times White Labels kamen bei den Freaks und DJs aus der nahe gelegenen Hauptstadt London gut an. Im Zuge dieses Erfolges war Donnelly in der Lage, ein im Entstehen begriffenes Label namens Suburban Base zu finanzieren. Die erste Veröffentlichung des noch jungen Labels war „The Rush“ von Kromozone, das im April 1991 erschien.
Später im Jahr folgten sechs weitere Veröffentlichungen von Künstlern wie Austin, M&M, Rachel Wallace, Run Tings, Phuture Assassins und QBass. 1992 erreichte die erste Single des Labels die Top 40 der britischen Charts: „Far Out“ von Sonz of a Loop Da Loop Eras – ein Breakbeat-Track mit Klavierbegleitung.
Als die auf Raves gehörte Musik in den Mainstream vordrang, beendete das Label das Jahr mit zwölf Hits in den UK-Singles-Charts und erlebte mit „Sesame’s Treet“ von Smart E das höchstplatzierte Debüt einer unabhängigen Plattenfirma seit Beginn der Charts.
„30 years ago on this exact day I played my very first gig. Location: Annecy area, in a tiny village venue lost in the woods. Line up: Miloch, Erik Rug, Bertrand, Garfield & P.Moore. Promoter: Miloch / Tekmics. I owe this guy and the community a lot. A bunch of boys and girls who put the French Alps on the map. One of the most brilliant and classy DJ I’ve known, master of pitch control, the first to play Detroit techno ever when we barely know what it was. And he believed in me, pushed me, defended me.
Thank you so much!“
Schöne Erinnerungen an Cosmic Baby alias Harald Blüchel der Mitte der 90er durch Australien tourte und ein seltenes Interview mit ihm in englisch (ab 12:20), welches viele Reflektionen beinhaltete. Im selben Jahr veröffentlichte er die Single Loops of Infinity, die es als eine der ersten Trance-Produktionen bis in die Deutschen Charts schaffte. Im April 1994 folgte sein zweites Album Thinking about myself.
Tracks:
A Night In My Life
Tao 2000
Fantasia live in Melbourne
Loops of Infinity live in Melbourne